, Meerstetter Lars

Start mit Chrigel, Landung mit Chrigel

Fabienne hat sich die Zeit genommen, einen tollen Bericht zum Sonntag aus dem Team Lars zu schreiben. Er steht im Beitrag von gestern. Unbedingt nachlesen. Und danke Fabienne für die tollen Bilder. Auch die sind im Beitrag jetzt drin. Hier eines auch zum Anschauen, weil ich grad nichts anderes zur Hand habe. Jetzt aber zum ebenso spannenden Montag!

Zusammenfassung Renntag 2:

Der Tag beginnt trotz einstündigem Penalty vom Prolog sehr früh. Um ca. 5.20 Uhr starten Lars und Menk gemeinsam zu einem Aufstieg oberhalb unseres Übernachtungsortes. Chlous räumt währenddessen den Küchenbus auf, Yannick, Lisa und ich fahren bereits zurück ins Tal, wo wir Menk empfangen, der nach dem Aufstieg einen Abgleiter macht. Am Landeplatz kann Yannick gleich seine Kletterkünste beweisen, da Menk seinen Schirm lieber an einem Kandalaber hängt anstatt ihn ins nasse Gras abzulegen😉 Lars gleitet währenddessen über das Pragser Tal hinweg auf die andere Talseite, wo er auf ca. 1900m reinlandet. Dann nochmals Aufstieg, Gleitflug, Aufstieg. Der 3. Flug des Tages ist dann der erste "richtige". Auf den Fersen der nördlicheren Spitzengruppe Heiniger, Lacaze, Alongi, Maurer (die südlichere Spitzengruppe bestand aus Schugg und Durogati), soart Lars dann im Nordwind auf und kann durch eine taktische Linienwahl übers Eisacktal fast aufschliessen. Leider findet er nach dieser Querung den Anschluss nicht wieder und kommt in einen Nordföhn-Spülgang, der ihn wiederum zum Reinlanden zwingt. Somit folgt 4. Aufstieg des Tages, der zwar nur kurz ist, aber wertvolle Zeit kostet. Die südlichere Spitzengruppe trifft nämlich gerade am TP4 Merano2000 ein. Mit viel Geduld und Gebastel gelingt es Lars, sich fliegend wieder hinaufzukämpfen und ebenfalls zum TP4 vorzustossen. Dort erwartet ihn bereits Menk, der zusammen mit Chlous auf direktem Weg durchs Pustertal zur Talstation von Merano2000 gefahren ist. Kurze Verpflegung, Klettersteig-Set montieren und weiter geht's. Die Flugbedingungen bis hierher waren gemäss Lars anspruchsvoll und ziemlich wild. Somit waren auch die Starts und Landungen am heutigen Tag nichts für schwache Nerven oder Anfänger.

Der Bus mit Yannick, Lisa und mir fährt am Morgen zuerst an den Kronplatz und beobachtet im Höisi-Style (Feldstecher😉), wie die nördliche Spitzengruppe aufsoart, von welcher Höhe sie losgleiten und welche Linie sie wählen. Dann folgt eine lange, verkehrstechnisch mühsame, aber sehr schöne Fahrt via Alta Badia übers Grödner Joch - Val Gardena - Bozen nach Schenna zum TP5. Yannick und Lisa machen sich bereit, um nach der Landung oberhalb von Schenna mit Lars mitzulaufen. Am Signboard in Schenna wird Lars unter anderem von Höisi und Barbara Nägeli bejubelt. Aber auch hier ist keine Zeit für eine Pause. Es reicht gerade, dass ich Lars das Tape am Knie nochmals frisch mache und wir vereinbaren, dass wir uns auf der anderen Talseite nochmals für einen kurzen Verpflegungsstopp treffen. Die drei laufen dann zügig weiter hinauf in Richtung Mutkopf oberhalb von Dorf Tirol. Ich positioniere mich währenddessen an der Hochmuth-Talstation und kann Lars' abenteuerliches Nordföhn-Aufsoaren auf der anderen Talseite bestens beobachten. Innert wenigen Minuten katapultiert es ihn über die Bergkante hinauf. Er verwaltet seine Höhe clever, während andere vor ihm entweder im Vinschgau oder auf halber Höhe gelandet sind und nochmals aufsteigen. So ist Lars zurück bei der Spitzengruppe und kann einige seiner Konkurrenten überfliegen. Bei Schlanders spült es Lars, aber auch Chrigel und Durogati dann jäh runter. Wir beobachten sehr anspruchvolle Landungen in einem Tal, dessen Grünflächen praktisch nur aus Apfelplantagen besteht. Wir sind froh, als wir Lars und seinen Schirm unversehrt vorfinden. Zum Abschluss des Tages folgt ein 15km-Lauf, abwechselnd begleitet von Lisa und Yannick. Der Bus von Chlous und Menk finden währenddessen einen gemütlichen Campingspot in ebendiesen Apfelplantagen. Kurz nach 21.00 Uhr beendet Lars seinen Arbeitstag und lässt von Chlous' Riz Casimir, welches er schon auf dem Parkplatz der Tastation Merano2000 bereits unter staunenden Augen vorbereitet hat. Dann folgen noch Planung für morgen und eine Physio-Einheit, bevor es zur wohlverdienten (und durch den erneuten Penalty, den alle Piloten erhalten haben, welche am Vortag vom Toblinger Knoten geflogen sind) Nachtruhe kommt.

Notizen zum Renngeschehen von Roli:

Mich stört es, wenn die Red-Bull-Jungs Lars immer als Rookie bezeichnen - wie auch andere im Rennen. Auch wenn sie zum ersten Mal an DIESEM Anlass dabei sind: Dies sind gestandene Athleten und Lars hat viel Erfahrung mit langen Hike-und-Fly-Rennen, nicht zuletzt dem X-Pyr in den Pyrenäen, das aus einem Rookie im Null-Komma-Nichts einen erfahrenen Wettkämpfer macht. Glaubt mir das einfach. Und heute hat Lars ganz einfach bewiesen, dass er ein ernst zu nehmender X-Alps-Teilnehmer ist. Ich hab mich sowas von gefreut!

Ich hatte selbst einen langen Arbeitstag und kann nur kurze Einblicke ins Renngeschehen widergeben. Aber die haben es in sich. Lars startet am Morgen optimal. Er und Chrigel finden sich in sehr früher Thermik auf der selben Linie, die sie über die Brenner-Autobahn in heikle Querungen führt. Chrigel muss früh landen und wieder aufsteigen, Lars findet jenseits des weiten Tales - wieder um Haaresbreite - den Anschluss nicht und muss strafwandern. Aber nicht lange. Immerhin spielt für die führenden im Rennen das Wetter mit. Das gilt es zu nutzen. Dichte Wolken drohen überall mit Abschattungen, Wind scheint im Spiel zu sein. (Hier im Haslital weht eine Bise wie selten!)

Lars steigt nur wenige hundert Höhenmeter auf. Das reicht. In kräftigen Hangaufwinden in einem Seitental kann er von weit unten aufdrehen. Er kann die heiklen zwanzig Kilometer vom Eisacktal ins Etschtal und zur Landung über Meran ohne grossen Zeitverlust zurücklegen. Der obligatorische Abgleiter nach Meran stellt die Athleten vor eine taktische Aufgabe. Hier ist definitv viel Wind im Spiel! Zwei Drittel aller Piloten finden sich innert kürzester Zeit hier ein. Wieder ein nie gesehenes Szenario in den X-Alps. Die Rangliste ist höchst zweideutig. Platz 1, Platz 10... das sind nur Distanzen von Kilometern!

Aber jetzt sind Entscheidungen zu treffen. Aus Meran an die Südhänge im Vinschgau rauflaufen, oder an die Nordhänge? Die Tracks der Piloten nach dem Start zeigen fürchterlich versetzte Bärte an. Das sind Flugbedingungen, die man seinen Feinden nicht wünscht, geschweige denn seinen Freunden. Schliesslich ist es einerlei. Lars gleitet vom Südhang an den Nordhang, also von Nord nach Süd, wie alle, die sich für den nördlichen Startplatz entschieden. Aber da hat Lars Glück. Mit ein, zwei Stunden Rückstand auf die vordersten auf dieser Südseite des Apfeltals kann er über die Gratlinie aufdrehen, während die früheren Versuche mit einer Ausnahme mit Abgleitern endeten. Auch Chrigel, der Lars zwischenzeitlich einiges an Strecke abnehmen konnte, wird jetzt von Lars überflogen. Super!

Noch immer spielt der Wind die entscheidende Rolle, viel Gewölk wohl auch. Die Webcams, die man anklickt, zeigen einen schwer verhangenen Himmel. Der Wiind kommt immer noch aus Norden. Nach einem schon sehr langen Arbeitstag am Boden und in der Luft müssen sich alle relativ früh in der Luft geschlagen geben und auf Laufmodus umstellen. In den flächendeckenden Apfelhainen des Tales suchen die Piloten einen halbwegs brauchbaren Landeplatz. Und der Tag endet für Lars, wie er begonnen hat - fast zeitgleich auf Chrigels Linie. Der Altmeister und der "Rookie" beschliessen diesen grossartigen zweiten Tag ganz vorne im Rennen.

Das muss Lars und dem ganzen Team gut getan haben! Erst zwei Tage sind die X-Alps alt. Aber sie haben schon das ganze Arsenal an Herausforderungen aufgefahren. Da tut es gut, die Früchte der Arbeit an der Spitze des Feldes geniessen zu können. Man hörte etwas von Zeitstrafen wegen Fliegens im Regen, was die Piloten betreffen würde, die am Sonntag Abend in den Sextener Dolomiten noch abgleiten konnten. Das würde dann auch Lars betreffen. Wir sind morgen schlauer. Drei Stunden länger schlafen? Das wäre bestimmt nicht ganz unwillkommen... vor allem nach so einer schönen Leistung, die wir heute von Lars gesehen haben.

Nicola war heute auch sehr gut unterwegs, mitten im grossen Feld, das das Rennen anführt. Noch ist hier nichts entschieden. Einen entscheidenden Vorsprung hat sich niemand auch nur im Geringsten erarbeiten können.

Maxime Pinot scheint ernsthaft Probleme gehabt zu haben. Nach einer Hanglandung früh am Morgen zeigt sein Track keinen Flug mehr. Das tut mir sehr leid. Ich mag den Franzosen sehr. Ich mag nicht nachlesen, was los war. Ich muss mal schlafen gehen, wie die Leute im Rennen und ihre Supporter! Gut Nacht!