Zur Sonnenwende des Jahres und zum siebten Tag der Veranstaltung haben sich die Sonnengötter einen Spass erlaubt, nein, nicht, einen, mindestens zwei, und zwar auf Kosten von Lars.
Zusammenfassung 7. Renntag von Frontfrau Fabienne:
Wir Supporter haben um ca. 6.00 Uhr tagwach, Lars ist bereits früher unterwegs. Da er ja letzte Nacht in einer Hütte übernachtet hat, treffen wir ihn erst nach seinem Abgleiter in Bergell. Hier erstmal frühstücken und das verpasste Planen des heutigen Tages nachholen. Als erstes ist ein Fussmarsch zum Malojapass angesagt und von dort aus weiter auf den Piz Aela. Das heisst, noch vor dem Mittag legt Lars, abwechselnd in Begleitung von uns oder alleine, über 25km und knapp 2000hm zurück. Das Team Haslital 1 darf heute wieder auf die Unterstützung von Nägelis zählen. Höisi und Barbara fahren auf den Malojapass und checken Wind und Wolken am Piz Aela ab.
Der Bus mit Chlous und Menk fährt derweil direkt nach St. Moritz, wo die beiden sich bei Bekannten eine warme Dusche gönnen und sich dann am Landeplatz am See einfinden. Yannick, Lisa und ich fahren mit Unterbrüchen auch zum Malojapass hoch und Lisa begleitet Lars zum Startplatz. Ziel wäre es, mit dem bekannten Malojawind sich möglichst weit ins Oberengadin blasen zu lassen, vielleicht kann man an der einen oder anderen Ecke noch aufsoaren. Vom Pass aus sehen wir, wie ein Wolkenband am Piz Aela vorüberzieht. Das heisst, Wind gut, Sicht schlecht. Nach ca. 10 Min. Parawaiting am Startplatz schickt Lisa ein Video, wie Lars ein kurzes, blaues Fenster genutzt hat und gestartet ist. Schon bald setzt er zum Gleitflug in Richtung St. Moritz an. Yannick und ich warten am Malojapass noch auf Lisa, als Lars die Landung am südwestlichen Ufer des Silvaplanersees einleitet.
Wir noch oben, Chlous und Menk schon in St. Moritz. Lars muss also den Schirm alleine packen und die restlichen 8km zum TP am Seeufer in St. Moritz ohne uns zurücklegen, dafür wird er von Fans begleitet. Als Lars am TP eintrifft, wird er unter anderem vom ganzen Team und den FLOB-Mitgliedern Sarah Burri und Nicolas Gander bejubelt. Schnell ein Selfie mit dem Team und weiter geht's ins Dorf zum Signboard, wo Lars zum dritten Mal in Folge als Erster unterschreiben darf. Mal wieder muss es schnell weitergehen, dieses Mal, weil Gewitter im Anflug sind. Lars und Menk entscheiden sich, in Richtung Muottas Muragl zu laufen, um von dort entweder noch Einstieg in die Thermik zu finden oder falls schon abgeschattet, zumindest einen Abgleiter weiter talauswärts machen zu können.
Die Überentwicklung trifft jedoch schneller ein, als erhofft und auch der Wind am potenziellen Startplatz kommt nicht von der richtigen Seite. Der Luftraums vom Flugplatz Samedan macht die Situation auch nicht einfacher. Wir schicken Yannick mit trocknen Kleidern und Regenschutz auf den Muottas Muragl und die drei gönnen sich vom im Bergrestaurant eine Portion Pommes, während draussen die starken Gewitterschauer einsetzen. Danach kommt Menk mit der Bahn zurück ins Tal und Yannick begleitet Lars zu Fuss abwärts. Die anderen Athleten, die bereits an den TP schon Regen hatten, sind seither zu Fuss unterwegs und konnten so Lars ein- und überholen.
Macht nichts, denn am Boden kann Lars ebenso gut mit der Spitze mithalten, wie in der Luft. Es folgen weitere 35km zu Fuss, dafür kaum mehr Höhenmeter. Das Wetter meist nass, die Motivation bescheiden. Aber mit der Musikbox im Rucksack und immer in Begleitung von uns Supportern schafft es Lars bis kurz vor Susch, wo das Camp bereits aufgeschlagen ist. Lisa und ich organisieren in Zernez Pizzen für das ganze Team, was die Stimmung zusätzlich wieder etwas hebt. Morgen sieht's gut aus zum Fliegen, daher nach dem Essen noch Pläne schmieden, damit wir den Einstieg in die Thermik gut erwischen. Ob wir es morgen schon ins Ziel schaffen? Wir sind gespannt!
Viele Dank und ä liebe Gruess vum ganze Team Haslital!
Fabienne
Samstag, 21. Juni 2025, siebter Tag
Analüüse von Roli
Wir erinnern uns. Zwei Tage lang hat unser Held sensationell einen kleinen Vorsprung verwaltet, den er innert einer halben Stunde weit unten in Frankreich von den Führenden quasi geschenkt bekam – oder von den Wettergöttern, die ihn als Nachfliegenden höher drehen liessen. Chrigel, Aron und zwei(?) andere mussten strafsoaren, Lars zog zwanzig Kilometer davon. Dann hielt er diesen Vorsprung zwei Tage. Wenn das heute passiert wäre, dann wäre Lars X-Alps-Sieger. Der schon jetzt laute Jubel im Hasli würde bis nach Zell am See schallen!
Nun, was ist passiert, heute? Ziemlich einfach und knapp zu sagen: Lars konnte nur kurz abgleiten, am Morgen, musste wandern, weit wandern, bis weit über Mittag hinaus, bis auf den oder die Maloja hinauf. Chrigel ging es nicht anders. Aber er blieb konstant zehn Kilometer hinter Lars. Aron und Simon hinten, weit hinten. Aron am Comersee beim Interview (das ihm so bitter schmeckte, dass er kaum den Morgenbrei hinunter bekam): „Vielleicht muss ich heute 20 Stunden laufen“.
Aber nein. Er konnte fliegen, fast die ganze Strecke hinauf nach St. Moritz, wo sich Lars und mittlerweilen auch Chrigel schon wieder auf die Socken gemacht hatten. Auch dem Steirer Simon, gelang derselbe Flug, sogar noch weiter als Aron, und Lars hatte nun drei Mitstreiter um den Sieg. Das ist mittlerweilen sehr wahrscheinlich, dass es hier um die Wurst geht.
Dies war der zweite Streich der Wettergötter: Lars war auch in St.Moritz heute noch recht schön vorne. Maurer hatte nur wenig aufgeholt. Lars sah noch ein Wetterfester für einen Flug und lief östlich von Samedan auf einen Berg hinauf. Die Verfolger sahen, dass das nicht ging. Es regnete und stürmte. Also musste Lars mitlachen bei diesem Scherz und den Sack wieder vom Berg runtertragen. So! So ging es in den Abend hinein, und hinunter das Engadin. Oesterreich bald in Sichtweite.
Und einer der besten, wenn nicht der beste Streckenflugtag des Jahres wartet morgen auf die vier Musketiere. Ich bin dann mal froh, wenn die Sache vorbei ist. Ich halte das nicht aus. Ich habe frei, morgen. Flugprognosen fantastisch. Ich gehe nicht auf einen der grossartigen Hochalpen-Streckenflüge. Kurz mal an Gummen und eine Runde um den See und/oder ins Hasli. Und dann müssen wir zuschauen, an den Bildschirmen, wie sich dieses spannendste aller x-alps dem Ende entgegen bewegt.
Nicola und Patrick haben gut aufgeholt. Nicolas Flug über den Weissmies im Saastal zurück ins Tessin wird er sicher nie vergessen. Und ich auch nicht. Einfach genial. Sie werden uns noch einen oder zwei Tage länger erhalten bleiben, nachdem die Spitze im See von Zell badet.
Damien, der Zweite von 2023, hat eine Luftraumstrafe kassiert. Sechs Stunden Nachsitzen morgen früh. Was für ein Jammer! Er hat fantastisch gekämpft und wäre dran an den Musketieren im Engadin. So geht es, in diesem nicht härtesten, dieses Jahr, aber nervenzerreissendsten Wander- und Fliegrennen der Welt. Haltet die Ohren steif, Freunde, und immer Happy Landings! Roli