, Meerstetter Lars

Das grosse Finale

Letzter Rennbericht von der Front von Fabienne: "Heute bin ich aus Gründen etwas später dran mit dem Bericht, als die letzten Tage:-)"

Achter und letzter Renntag
 
Sehr früher Start in Susch. Die Müdigkeit macht sich langsam, aber sicher bemerkbar. Ich raffe mich um kurz vor 4.00 Uhr kurz auf, um die Knie von Lars zu tapen, danach lege ich mich nochmals schlafen. Der Plan vom Vormittag ist, noch einige km zu Fuss zurückzulegen, dann einen Aufstieg und direkt in die Thermik einsteigen. Unser Bus fährt oberhalb von Guarda ein Stück hoch und wartet dann auf Lars, damit Yannick ihn beim Aufstieg begleiten kann. Als die beiden schon ein paar Minuten unterwegs sind, bemerken Lisa und ich, dass sie die Getränke vergessen haben. Nicht so gut, weil wir damit rechnen, dass Lars fliegend bis nach Lermoos kommt und nichts zu trinken dabei hat. Also nimmt Lisa kurzerhand die Flaschen und rennt den beiden hinterher. Sie holt sie bald ein und entscheidet, gemeinsam mit ihnen den Aufstieg bis zum Gipfel zu machen. Um kurz vor 10 Uhr traut sich Lars als Erster in die Luft. Die anderen führenden Athleten sind alle drei etwas weiter östlich am Motta Naluns. Als Lars gut wegkommt und innert wenigen Minuten bereits zu den anderen aufschliesst, startet Yannick ebenfalls und Lisa rennt den Berg wieder hinab zu mir zum Bus. Wir fahren das Inntal hinab über die Grenze und laden Yannick, der einen tollen, langen Flug geniessen konnte, in Imst wieder auf. Menk und Chlous sind derweil bereits nach Lermoos unterwegs, denn die Spitzengruppe ist schnell unterwegs. Unser Bus schafft es sowieso nicht mehr rechtzeitig zu diesem TP und positionieren uns deshalb vorerst in Jenbach, wo sich das Inn- und Zillertal kreuzen.
Menk und Chlous empfangen währenddessen Lars in Lermoos. Die Spitzengruppe landet innerhalb weniger Minuten am TP und wollen gleich weiter. Zusammen laufen sie hoch zur Bergstation der Grubigbahn, starten und holen sich den Zylinder vom TP Zugspitze fliegend. Etwas voraus ist Aaron Durogati, der sich für die Nordroute entscheidet. Lars fliegt zusammen mit Chrigel Maurer und Simon Oberrauner der Südroute entlang, die zwar weniger direkt ist, aber von den Lufträumen und Talquerungen etwas einfacher zu fliegen ist. Der Schlussspurt ist also voll lanciert! Nach der geglückten Querung des Inntals und dem zügigen Vorrücken in Richtung Osten auf Flughöhen auf über 3800m, entscheiden Menk und Chlous, via Inntal nach Zell am See zu fahren. Als Yannick, Lisa und ich sehen, dass Lars die Südroute gewählt hat, fahren wir gemütlich durchs Zillertal und machen am Gerlospass eine längere Pause. Wir sind alle sehr aufgekratzt und nervös, es geht schliesslich ums Podest! Nachdem Aaron vom Achensee her die grosse Inntal-Querung macht, wieder aufdrehen kann, dann aber tief über unseren Köpfen am Gerlospass ankommt, wird es so richtig spannend. Denn das 3er-Grüppchen um Lars hat bereits erfolgreich das Stubai- und Wipptal gequert und fliegt Vollgas aufs Zillertal zu. Durogati braucht einige Zeit, um am Gerlospass wieder Höhe zu machen und so holen die anderen drei etwas auf. Als alle Athleten schliesslich ins Pinzgau einfliegen, ist das Rennen an Dramatik kaum zu überbieten. Wir fahren ebenfalls hinab ins Pinzgau und können Lars einzig unterstützen, indem wir ihm via Whatsapp immer wieder durchgeben, wo dass der Führende Durogati gut aufdrehen konnte. Oberrauner verliert irgendwann leicht den Anschluss, während sich Chrigel Maurer und Lars ein regelrechtes Duell liefern.
Menk ruft uns an, denn sie halten für uns einen Parkplatz frei in Zell am See. Also fahren wir weiter, zwei Personen immer am Handybildschirm klebend. Als Durogati auf 3600m zur finalen Talquerung in Richtung Schmitterhöhe ansetzt, wissen wir, dass er das Rennen gewinnen wird. In Zell versammelt sich das Supporter-Team im Zielgelände am See. Zähneschlotternd und haareraufend verfolgen wir auf dem Livetracking, wie Oberrauner, der eine etwas südlichere Linie gewählt hat und so wieder zu Chrigel und Lars aufgeschlossen hat, als Erster zur Querung ansetzt. Bei Durogati konnten wir beobachten, dass er mit viel Reservehöhe oberhalb der Schmitterhöhe angekommen ist. Auf Whatsapp schreiben an Lars: Flieg ab, looooos!! Er muss es riskieren, obwohl er nur auf einer Höhe von 3100m ist, denn die beiden anderen fliegen beide ein bisschen schneller, dafür hat Lars das bessere Gleiten. Nach langem Bangen sehen und hören wir über den Livestream, dass tatsächlich Lars als 2. in den Zylinder an der Schmittenhöhe eingeflogen ist. Für uns gibts kein Halten mehr, die ganze Anspannung und Nervosität fällt ab und wir fallen uns in die Arme. Voller Vorfreude schauen und jubeln wir zuerst Aaron zu, der bald darauf auf dem Floss landet. Als das Boot mit Durogatis Team wieder an Land kommt, dürfen wir einsteigen. Höisi Nägeli, der sich inzwischen ebenfalls im Zielraum eingefunden hat, wird von uns als Kameramann engagiert. Wir auf dem Boot draussen auf dem Zeller See dürfen uns nun zurücklehnen und zuschauen, wie Lars sicher im wunderschönen Abendlicht gemütlich nach unten wingovert. Als er näher kommt, jubeln wir und die Menge am Ufer ihm laut zu. Mit einem eleganten Flare und einem etwas weniger eleganten Ausrutscher landet Lars auf dem Floss und beendet sein erstes XAlps als Zweitplatzierter, bester Rookie und bester Schweizer. Was für eine Leistung! Gemeinsam feiern wir ausgelassen auf dem Floss, springen in den See und lassen uns vom Publikum am Seeufer bejubeln. Mit dabei auch wieder FLOB-Mitglied Dani Gyger und Marlies. Während Lars etliche Gratulationen entgegennimmt und Interviews gibt, probieren wir den Schirm vom Wasser zu befreien, das Material zusammenzusammeln und ein Bier zu organisieren. Währenddessen landen der Drittplatzierte Simon Oberrauner und der Viertplatzierte Chrigel Maurer auf Floss. Da Lars einen Podestplatz erreicht hat, ist das ganze Team eingeladen, in einem Hotel übernachten. Höisi schleusen wir ebenfalls mit ein. Nach einem feinen Znacht sind wir nach diesen strengen Tagen und dem aufregenden Finish heute Nachmittag alle ziemlich kaputt und verabschieden uns schon in unsere Suite.
Somit endet für das Team SUI4 aka Haslital 1 nach 8 Tagen ein fast perfektes XAlps-Rennen. Äs hed mega gfägt! Herzlichen Dank an alle, die uns während dieser Zeit so grossartig unterstützt haben!
 
Liebe Grüsse aus Zell am See vom ganzen Team Haslital 1!
Fabienne